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Kettenpflege
Ja, das leidige Thema Kettenpflege. Oft wird darüber gesprochen, leider wird die Antriebskette oft nicht oder falsch gewartet.
Doch gerade bei der Kette kommt es auf gute Pflege drauf an, denn - eine Kette kann 20.000 Kilometer halten, oder auch nur 2.000 Kilometer.
Nicht Kettenspannung sondern Kettendurchhang!!!
Fangen wir beim Kettendurchhang an. Man spricht zwar in der Regel von "Kettenspannung" oder "Kette spannen"
aber es handelt sich hier nicht um einen Flitzebogen und ist somit grundsätzlich falsch.
So, jetzt tief Luft holen, denn jetzt wird´s langweilig...
Da unser Hinterrad gefedert ist, bewegt es sich je nach Fahrzeug einen bestimmten Weg auf und ab. Allerdings natürlich nicht exakt gerade nach oben und nach unten.
Stellen wir uns ein Fahrzeug vor undsetzen den Mittelpunkt auf die Schwingenachse. Nun nehmen wir einen Zirkel und setzen ihn an unseren Mittelpunkt. Den anderen Schenkel des Zirkels setzen wir auf die Hinterradachse. Zeichen wir nun einen Kreis, sehen wir, welchen Weg oder Laufbahn das Hinterrad beim einfedern geht.
Soweit so gut, nun wissen wir, welchen Weg unser Hinterrad beim einfedern nimmt, und jetzt?
Wichtige Erkenntnis hierbei ist, dass der Abstand zwischen Schwingenachse und Hinterradachse zu jedem Zeitpunkt gleich ist.
Jetzt schauen wir uns das Kettenritzel/Getriebeausgangswelle und Mittelpunkt Kettenrad, also auch Hinterradachse an.
Wir gehen wir vorhin vor und zeichen wieder mithilfe des Zirkels und beider Mittelpunkte (Ritzel/Hinterradachse) einen Kreis.
Logischerweise unterscheiden und überschneiden sich beide gezeichneten Kreise da Schwingenachse und Ritzel nicht auf gleicher Position sitzen.
Wichtige Erkenntnis hierbei ist, dass sich dadurch beim einfedern der Abstand zwischen Hinterradachse und Antriebsritzel verändert. Somit verändert sich der Kettendurchhang beim Ein- und Ausfedern.
Um diese Veränderung auszugleichen stellen wir einen bestimmten Kettendurchhang ein.
In der Regel sagt man "lieber etwas zu lose als zu fest" aber ich halte nichts von "Pi mal Daumen" und "wird schon reichen"
Ist der Kettendurchhang zu groß, also die Kette zu "lose" kann die Kette "schlagen" oder "flattern" und die Schwinge oder andere Bauteile beschädingen. In ganz extremen Fällen springt sie ab und Ihr steht da ohne Vortrieb.
Ist der Kettendurchhang zu gering, also die Kette zu "stramm" kann das Fahrzeug im schlimmsten Fall nicht mehr komplett einfedern. Das heisst, mit jedem Einfedern, wird die Kette belasten und das nicht zu wenig. Auf diese Art und Weise kann man sich wunderbar die Kette ungleich längen. Bedeutet, dass die Kette beim starken einfedern einseitig gelängt wird. Das macht das Kettendurchhang dann fast unmöglich.
Des weiteren kann ein defektes Getriebeausgangslager die Folge sein und das ist wirklich teuer.
Außerdem kann das fahren mit einer zu "strammen" Kette lebensgefährlich sein. Das muss an dieser Stelle wirklich ausdrücklich gesagt werden - LEBENSGEFÄHRLICH.
Ich erinnere mich an einen Kunden und Z1000 Fahrer. Leider hat er auch das Wort "Kettenspannung" zu ernst genommen. Die Kette war viel zu "stramm" eingestellt. Als er durch eine Kurve mit einer Bodenwelle fuhr, hebelte es ihn kurzerhand aus und er landete im Graben. Warum?
Kurve - Schräglage, soweit alles gut. Schräglage - Bodenwelle, Hinterrad federt ein, soweit auch gut. Wenn jetzt das Hinterrad nicht weit genug einfedern kann, da der Kettendurchhang zu gering ist, wird man kurzerhand aus der Kurve geschmissen.
Mein Fahrlehrer hat immer gesagt "Alles folgt physikalischen Gesetzen. Energie geht nie verloren, sondern wird umgewandelt. Geschwindigkeit, also kinetische Energie kann man in genau 2 Arten von Energie umwandeln. Bremsenergie und Schmerzenergie"
So, und jetzt geht´s zur eigentlichen Pflege
Wie ein altes Sprichwort sagt: "Wer gut schmiert, der gut fährt" wenden wir gleiches auch bei unserer Antriebskette an.
Eine Faustregel, nach der ich mich immer richte ist "Kettendurchhang und Kettenschmierung alle 300 bis 500 Kilometer prüfen. Nach JEDER Regenfahrt Schmierzustand prüfen, ggf. fetten."
Um Fehler im Einzelfall auszuschließen muss ich an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich hier KEINE allgemeine Anleitung zum Einstellen einer Antriebskette gebe. Es MÜSSEN stets die Herstellervorgaben beachtet werden. Im Zweifelsfall ist eine Werkstatt aufzusuchen. Falls Fehler passieren, kann das sehr böse enden.
Zum Prüfen muss ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass man sich in jedem Fall exakt nach Herstellerangaben richten muss. Da jedes Fahrzeug anders ist (wie oben beschrieben, Bauart, etc.)
In der Regel steht eine Anleitung in der Betriebsanleitung des Fahrzeuges. Falls diese nicht mehr vorhanden ist, kann man diese beim Vertragshändler nachordern. Bei vielen Fahrzeugen steht der vorgeschriebene Kettendurchhang auf einem Aufkleber, der sich auf der Schwinge befindet. Falls beides nicht vorhanden, sucht den Händler eures Vertrauens auf, dieser übernimmt die Einstellarbeit auch gerne für euch, falls gewünscht.
Generell gilt bei erforderlicher Einstellung:
- Hinterradachsmutter lösen
- Konterung Stellschrauben lösen
- Stellschrauben gleichmäßig nachjustieren (Markierungen!)
- Hinterradachsmutter festziehen
- Kettendurchhang erneut überprüfen
- Falls i.O. Hinterradachsmutter mit vorgeschriebenem Drehmoment festziehen, Stellschrauben festziehen und kontern (wie in Betriebsanleitung beschrieben)
- Falls nicht i.O. mit Stellschrauben erneut nachkustieren.
Wichtig ist wirklich, dass man den Durchhang nach jedem Festziehen überprüft. Dazu MUSS der Fahrer mit seinem vollen Gewicht auf dem Fahrzeug sitzen. NUR dann kann der Kettendurchhang überprüft werden.
Was die Kettenschmierung angeht, ist etwas Erfahrung gefragt, da es keinen Messwert gibt, anhand welcher man den Schmierungsgrad der Kette misst. Ein sehr grober Anhaltspunkt ist das genaue Betrachten der Kettenrollen. Ist zu wenig Schmierstoff vorhanden, kann man das blanke Metall sehen. Ebenso kann man mit dem Finger von oben über die Kette streichen um zu sehen, ob Schmierstoff vorhanden ist.
Wie Werner schon sagte "Middem Öl nich spaasahm sein" und ist zu viel Kettenfett aufgetragen worden, findet man das überschüssige auf der Hinterradfelge wieder und weiss beim nächsten mal etwas weniger zu fetten.
Wie hier auf einem Bild von
der Motorrad Zeitschrift aus
einem Vergleichstest von
verschiedenen Kettensprays
sehen wir, wie man es genau
NICHT macht. Hier wird das
Kettenfett von außen auf die Kette aufgetragen. Funktioniert im Stand wunderbar, doch sobald man fährt, wird das Kettenfett abgeschleudert. Richtig wäre es, von innen auf die Kette zu sprühen, damit sich das Fett beim Fahren von innen nach außen verteilt.
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